
Am Samstag den 10. September waren wir wieder an der Alster aktiv. Zusammen mit dem Aktionsbündnis „Lebendige Alster“ haben wir dort Kiesbänke angelegt.
Wer die Alster nicht kennt, wird sich jetzt vielleicht fragen, wozu dort Kiesbänke angelegt werden müssen. Zum Verständnis, warum das so wichtig ist, hier eine kurze Beschreibung der Alster.
Schädliche Uferbefestigungen
Anfang der 70er Jahre hatte es bei der für die Alster zuständigen Behörde oberste Priorität, dass das Wasser möglichst gut und schnell ablaufen kann. Und dieses Ziel wurde mit Perfektion umgesetzt. Denn damals wurde am Alsterlauf zwischen Ohlsdorfer und Wohldorfer Schleuse nahezu das komplette Ufer mit Steinschüttungen und Flechtmatten aus Bongossi-Holz befestigt. Wenn man bedenkt, dass die Flusstrecke mindestens 20 Kilometer lang und streckenweise schwer zugänglich ist, muss das ein enorm aufwändiges und kostenintensives Projekt gewesen sein. In heutiger Zeit undenkbar …
Monotone Strukturen
Und das Ziel wurde erreicht: Durch die gründliche Befestigung des Ufers und die streckenweise kanalartige Struktur konnte das Wasser tatsächlich wunderbar abfließen. Wasserwirtschaftlich sicherlich ein voller Erfolg, aber ökologisch eine absolute Katastrophe! Durch die monotone Uferstruktur und fehlenden Hindernisse im Wasser konnten sich kaum noch Rückströmungen oder Vertiefungen bilden, die den Fischen als Stand- oder Laichplätzen dienen. Noch heute sind viele Flussabschnitte der Alster in das damals vorgebebene Flussbett gezwängt. Die Steinschüttungen und sogar das Bongossi-Holz-Geflecht sind nach über 40 Jahren immer noch zu sehen.
Neue Prioritäten

Inzwischen haben sich die Prioritäten verändert. Heute wird Wert darauf gelegt, die Alster als wertvolles und empfindliches Ökosystem zu erhalten, zu pflegen und wiederherzustellen. Klar: Auch heute muss das Wasser noch vernünftig abfließen können. Aber das tut es auch ohne kanalartige Struktur. Deshalb werden vom Aktionsbündnis „Lebendige Alster“ seit mehreren Jahren Kiesbetten und alte Baumstämme in die Alster eingebracht. Durch solche teilweise nur unscheinbaren Veränderungen der Ufer- und Grundstruktur werden monotone Flussabschnitte deutlich aufgewertet. Durch umgelenkte Strömungen entstehen im Wechsel zwischen schnell und langsam fließenden Bereichen wichtige Strukturen, die Fischen und auch vielen anderen Tierarten als Lebensgrundlage dienen.
Wir packen an!

Deshalb haben wir uns vom Angelverein „Alster“ zusammen mit dem Aktionsbündnis „Lebendige Alster“ den Alsterlauf unterhalb der Poppenbüttler Schleuse vorgenommen. Kurz unterhalb der Minsbek-Mündung verläuft die Alster auf einer Strecke von etwa 250 m durch beidseitige Uferbefestigung gerade wie ein Lineal. Dort gibt es keine Hindernisse im Wasser, keine Vertiefungen, nur gleichmäßig tiefen Sandgrund.
Für die meisten Fischarten somit eine unattraktive Strecke. Letztes Jahr haben wir dort bereits vier Kiesbänke und Buhnen angelegt.
Und am 10. September diesen Jahres haben damit weiter gemacht. Genauer gesagt: Wir haben die Kiesbänke mit Kies, großen Steinen und Holz verlängert und erhöht, damit die Strömung wirksam umgelenkt wird.

Die erste Buhne auf der rechten Seite, die nächste, etwa 20 m flussabwärts, auf der linken Seite. Die nächste wieder rechts und die nächste wieder links. So wird die Strömung von einem Ufer aufs andere geleitet, so dass sich sowohl schnellfließende Strömungsrinnen mit Kiesgrund als auch ruhige Rückströmungen bilden können.
Beide Strukturformen sind enorm wichtig. Ein gut durchströmter Kiesgrund bildet die Grundlage für viele Kleintiere und dient gleichzeitig als Laichbett für Salmoniden. Ebenso wichtig sind aber auch die ruhigen Bereiche im Strömungsschatten von Hindernissen, wo beispielsweise Jungfische Schutz zwischen Wasserpflanzen finden.
Neue Standplätze

Schon beim Bau der Kiesbänke und Buhnen konnten wir sehen, dass durch die umgelenkte Strömung innerhalb kürzester Zeit interessante Bereiche entstehen werden. Bereiche, die nicht nur als Stand- und Laichplätze für Fische interessant sind, sondern auch als Angelplätze für uns Angler. Und dann macht so ein Arbeitseinsatz, bei dem etwa 15 Tonnen Kies und Steine in die Alster geschaufelt werden, natürlich doppelt Spaß! Deshalb geht es dort nächstes Jahr weiter.
Entweder bauen wir die Kiesbänke weiter aus oder legen noch mehr an. Zu tun gibt es reichlich! Jeder ist willkommen! Der Termin fürs nächste Jahr wird rechtzeitig bekanntgegeben.

Fotos und Text: Frank Schlichting